Gedichte sind eine wunderbare Möglichkeit in aller Kürze sehr viel auszudrücken.
Ich habe geschrieben, wenn ich unglücklich oder auch wenn ich sehr berührt war.
Als Einstimmung und für den Rhythmus lese ich vorher gerne eines meiner Lieblingsgedichte z.B. von Erich FRIED oder Kristiane Allert-Wybranietz oder anderen.
DU SAGST
Du sagst, ich bin zu vorsichtig
Und das macht dich unsicher.
Du sagst, dass ich meine Gefühle nicht zulasse
Und das verwirrt dich.
Du sagst, dass ich meine Aggressionen nicht lebe
Und das macht dir Angst.
Du sagst, dass ich meine Wünsche ungeschickt äußere
Und das veranlasst dich, sie nicht zu erfüllen.
Du sagst, dass man mir nichts recht machen kann
Und das lässt dich verzweifeln.
Du sagst, dass ich alles problematisiere
Und das lässt dich die Flucht ergreifen.
Du sagst, die Spannung zwischen uns geht von mir aus
Und du kannst gar nichts dafür.
Ich oder Du oder wir beide?
Zu verschieden?
Vielleicht aber auch zu ähnlich.
Waltraud Röck-Svoboda
VERDRÄNGUNGSWETTBEWERB
Geht mir aus den Augen,
denn ich will nicht sehen müssen,
was meinen abgewandten Blick mit
meiner Erinnerung verbindet.
Geht mir aus den Ohren,
denn ich will nicht hören müssen
die innere Stimme meiner Sehnsucht.
Geht mir aus dem Mund,
denn ich will nicht sprechen müssen
über meine eigenen Qualen.
Geht mir aus dem Gefühl,
denn ich will nicht spüren müssen,
was in mir brennt und nagt.
Geht mir aus dem Sinn,
denn der Schleier des Vergessens ist
bis heute noch leichter zu ertragen
als die innere Wirklichkeit.
Waltraud Röck-Svoboda
ZUFRIEDENHEIT
Du sitzt in deinem Sessel,
gebückt und schwer,
aber deine Augen leuchten,
wenn du von den Erlebnissen
deiner Jugend erzählst.
Du sagst, dass du dir,
trotz allem,
kein besseres Leben
hättest vorstellen können.
Ich höre dir zu
und ich bitte dich,
schenke mir ein kleines Stück
deiner Zufriedenheit.
Waltraud Röck-Svoboda